Verborgene Schätze – entdecken und bewahren

Die professionelle Beschäftigung mit Geschichte gleicht oft einer detektivischen Spurensuche. Überraschende Einblicke und spannende Entdeckungen gehören dabei immer wieder zum Arbeitsalltag. Oft stoßen wir auf beeindruckende Objekte, die uns eintauchen lassen in das Leben vergangener Jahrzehnte und Jahrhunderte. Die Ordensgeschichte zu „275 Jahre Elisabethinen in Linz“ zählt in diesem Zusammenhang sicherlich zu den herausragenden Beispielen. Die Fremdheit so mancher Funde für heutige Augen stellt den Historiker vor die Aufgabe das Vergangene für ein heutiges Verständnis zugänglich zu machen. Denn was könnte uns heute ferner liegen, als die Verehrung von Reliquien. Diese war im 18. Jahrhundert noch eine selbstverständliche religiöse Praxis, durch die die Gläubigen in Berührung kamen mit der beispielgebenden Vita der Heiligen.

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17. März 2018

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275 Jahre Elisabethinen in Linz

Im Juli 1745 machte sich Ernestine von Sternegg von Wien nach Linz auf. Hier wollte sie mit ihren Mitschwestern ein Elisabethinen-Kloster mit angeschlossenem Krankenhaus errichten. Dies war der Beginn einer grandiosen Erfolgsgeschichte. Die Aufarbeitung der spannenden 275-jährigen Geschichte des Linzer Konvents und seines Krankenhauses legten die Elisabethinen nun in die Hände von rubicom.

17. Juli 2018

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Krankentransport um 1800

Das Geschichtsprojekt „275 Jahre Elisabethinen in Linz“ gewährt uns im Zuge unserer Recherchen interessante Einblicke in das Leben im Orden und im Krankenhaus. So entdeckten wir unter den Beständen des Oö. Landesmuseums diese Tragbahre, auch Tragtruhe genannt, die um 1800 bei den Elisabethinen in Verwendung war, um kranke Frauen ins Spital zu transportieren.

10. Mai 2022

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275 Jahre Elisabethinen Linz – Buchpräsentation und Ausstellungseröffnung

Am 29. April 2022 fand ein auf drei Jahre angelegtes Forschungsprojekt zur Geschichte der Elisabethinen Linz mit der Präsentation des entstandenen Buches und der Eröffnung der ebenfalls von rubicom konzipierten Ausstellung seinen krönenden Abschluss.

16. Februar 2022

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Zu Gast bei „Kaleidoskop Leben“, dem Podcast der Elisabethinen

Anlässlich ihres 275-jährigen Jubiläums haben die Elisabethinen Linz-Wien die Geschichtsagentur rubicom mit der Recherche und der zeitgemäßen Aufarbeitung ihrer Geschichte beauftragt. Mehr als drei Jahre lang ist das Historiker-Team in die Archive der Elisabethinen eingetaucht und hat die Geschichte des Ordens, des Krankenhauses und der weiteren Einrichtungen in verschiedensten Formen aufbereitet. Im Gespräch mit Michaela Mallinger und Michael Etlinger berichten Verena Hahn-Oberthaler und Gerhard Obermüller darüber, wie es ist, in die Welt einer Ordensgemeinschaft einzutauchen, die vor Hunderten von Jahren gelebt und gewirkt hat.

Reliquienpyramide bei den Elisabethinen LinzReliquienpyramide bei den Elisabethinen Linz

Foto: Stefan Zauner

Im Zuge unserer Recherchen stießen wir unter anderem auf diese zwei Reliquienpyramiden. Ursprünglich auf dem Altar der Klosterkirche platziert, befinden sie sich vermutlich seit den 1960er Jahren im Konventgebäude der Linzer Elisabethinen. In den kunstvoll ausgeschmückten und vergoldeten Holzkästen fanden die Überreste verschiedener Heiliger Platz.
In der Mitte sehen wir jeweils die Hauptreliquie, in diesem Fall Knochenfragmente. Zwar befinden sich bei jeder Reliquie Papierstreifen, auf denen der Name des Heiligen vermerkt wurde, doch sind es in diesem Fall jeweils zwei (Clementia und Gaudentius sowie Lucidus und Chrysogonus), was eine genaue Zuordnung leider unmöglich macht.

Ein wahrer Schatz verbirgt sich ebenfalls im Konvent der Elisabethinen. Es ist ein in liebevoller Kleinarbeit geschmückter Schrein mit der Ganzkörper-Reliquie des frühchristlichen Katakomben-Märtyrers Deodatus. Dessen Gebeine hatten die Elisabethinen im Jahr 1754 vom Abt des Stiftes Kremsmünster, Alexander III. Fixlmillner, erhalten. Verpackt in einer kleinen Truhe fanden jene ihre erste Heimstätte im Zimmer der Gründerin Ernestine von Sternegg höchstpersönlich. Gut ein Jahr lang arbeiteten die Schwestern an der Gestaltung einer würdigen Reliquienfassung mit teuren Stoffen und aufwendigen Stickereien. Den Körper selbst ließen sie einen ortsansässigen Chirurgen, Johann Georg Grur, zusammensetzen. Nach Abschluss aller Arbeiten wurde der Heilige in einer prächtigen Prozession in die Klosterkapelle verbracht. Schließlich fand er Platz in der 1763 fertiggestellten Elisabethinenkirche. Nach Jahrhunderten als fester Bestandteil des Kirchenraumes, wurde die Deodatus-Reliquie im Zuge von Renovierungsarbeiten im Jahr 1960 aus dem Kircheninneren entfernt. Im Konventgebäude abgestellt, geriet sie in den folgenden Jahrzehnten beinahe in Vergessenheit.

Reliquie des Hl. Deodatus bei den Elisabethinen Linz

Foto: Stefan Zauner

Im Zuge einer Klosterbesichtigung stießen die Historiker von rubicom auf den in einer unscheinbaren Nische stehenden Schrein. Der Anblick der reichen Verzierungen und der kostbaren Stoffe, in die der Heilige gekleidet war, ließen uns die Bedeutung erahnen, die jener für die Ordensschwestern gehabt haben mag. So begannen wir unverzüglich, der Geschichte dieser Reliquie nachzuforschen. Nach gründlicher Durchsicht des Ordensarchivs wurde rasch klar, dass jene erst durch das beharrliche Bitten der Gründerin des KLosters der Elisabethinen in Linz, Ernestine von Sternegg, in den Besitz des Konvents gelangt war. Als Schutzheiliger der Gemeinschaft spielte der Hl. Deodatus von diesem Zeitpunkt an eine bedeutende Rolle im religiösen Leben der Schwestern und war damit eng mit der Gründungsgeschichte des Klosters verbunden.
Die so wieder sichtbar gemachte Bedeutung dieses auch kulturhistorisch interessanten Objekts führte schließlich zum Entschluss, die Reliquie professionell restaurieren zu lassen. Es freut uns sehr, dass unsere Arbeit in diesem Fall auch dazu beitragen konnte, ein so bedeutsames Beispiel katholischer Reliquienverehrung vor dem Verfall zu schützen und für folgende Generationen zu erhalten.